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Montag, 10. Dezember 2012

Barcelona, du bist so schön und doch so traurig anzusehen...


In der Tat ist es möglich, in Barcelona Tage, Wochen, ja sogar Monate zu verbringen und ständig Neues und Aufregendes zu entdecken. Jedoch bleiben wiederum die Gegensätze auf den ersten Blick nicht verborgen. So schuften viele Barcelonier Tag ein, Tag aus, kaufen sich viele, zum Leben nicht überlebenswichtige Dinge, und fahren zum Wochenende in ihr eigenes Strandhaus, um hier ein wenig frische Luft und Ruhe für die nächste stressige Woche aufzusaugen.
Andererseits gibt es hier zahlreiche Arme, Arbeitslose und Bettler. Wer in Spanien über ein halbes Jahr keine Arbeit findet, der ist auf sich gestellt und das Arbeitslosengeld kommt auch nicht mehr...so sieht man überall Bettler mit leeren Kaffeebechern, die sich über jeden Cent freuen, Menschen mit Papptafeln, auf denen sie ihre missliche Lage erklären und um Hilfe bitten. Wiederum andere bemühen sich, ihr täglich Brot durch Mülltauchen, in Mülleimern kramen, Schrott sammeln zu verdienen. Sie sind täglich zwischen den zahlreichen Mülltonnen auf der Suche nach verborgenen Schätzen, einen riesigen Einkaufswagen vor sich herschiebend. Barcelonier trennen Müll nicht, alles kommt in eine Tonne, da kann schon ab und an was Brauchbares für die mittellosen Menschen abfallen.

Wenn man durch die Straßen läuft sollte man sich nah an der Hausmauer bewegen, denn es kann sein, dass von einem Balkon plötzlich kühles Nass runterkommt, nicht unbedingt frisch und sauber. Aber auch jeglicher Müll kann schonmal herunterrieseln. Neben diesen Pfützen sollte man auch Menschenurin und Hundekot geübt überspringen können.


Es war auf jeden Fall sehr schön, Norbert, meinen damaligen Studienkollegen, nach so vielen Jahren wiederzusehen. Er ließ uns für drei Nächte bei sich übernachten, besorgte auch den lieben Dänemarkern eine nette Bude zum Nächtigen und bemühte sich in allerhöchstem Maße, uns den Aufenthalt in dieser riesengroßen Stadt so angenehm wie möglich zu gestalten. Tagsüber trudelten wir allein durch die Gassen, immer auf der Suche nach Neuem, Unentdecktem, davon gibt es ja genug...und abends trafen wir uns mit Norbi auf ein paar Bierchen und aufregende Gespräche im Park.
 Als es dann wieder in den Beinen kribbelte, konnten wir es in der Stadt nicht mehr aushalten und mussten somit Norbi Adieu sagen. Obwohl wir erst zwei Monate unterwegs sind, kribbelt es nach kürzester Zeit wieder in den Beinen und wir verspüren den äußersten Drang, wieder weiter zu fahren und ein weiteres Abenteuer zu erleben.
Wenn wir so durch das wunderschöne Spanien durchfahren, bleibt natürlich nicht bemerkt, wie viele Häuser leer stehen bzw. zu verkaufen sind. Natürlich, es ist Herbst, alle Touristen verziehen sich in ihre Heimat, auch diejenigen, die hier ein Haus ihr eigen nennen können.  Und so stehen massig Häuser einsam und verlassen da, alles nur verriegelt und durch hohe Zäune vor unbefugtem Besuch zugemauert. Es ist traurig zu sehen, wie zahlreiche schöne Villen oder süße kleine Häuschen herrenlos vor sich hin dösen, bis manche von ihnen im Sommer wieder Leben erfahren. Wieso können sie über den Winter nicht von den zahlreichen Mittellosen, Armen, Flüchtlingen etc. etc. genutzt werden? Ich stelle mir immer wieder die selbe Frage: wieso ist es möglich, dass manche mehrere Häuser besitzen und andere wiederum nicht einmal wissen, wo sie die nächste Nacht unterkommen? Aber wie so oft erweist sich auch in diesem Punkt das Leben wohl als ungerecht...

Uns hingegen geht es prächtig. Wir leben in den Tag hinein, fahren immer gen Süden, immer der Sonne nach und lernen eine Menge wahnsinnig lieber und interessanter Menschen kennen! Gestern zum Beispiel, da haben wir an einige Türen geklopft. Wir versuchen den Menschen hier stets freundlich und lächelnd zu begegnen und wünschen uns sehr, ihnen zeigen zu können, dass in den Nachrichten viel mehr Angst und Bange verbreitet wird, als die Realität zeigt... Es hieß immer, dass es nicht möglich sei, hier einen Schlafplatz zu finden, entweder wegen des Hundes (?) oder weil die Dame des Hauses sehr zeitig aufstehen muss (für uns kein Problem) oder schlicht und einfach Nein! aus purer Angst vor den jungen Herrschaften (zu viele Nachrichten geschaut). Aber an einer Tür, da hat es ohne zu Zögern geklappt, der nette Herr - Kiko sein Name - bat uns ohne Zögern herein. Nur seine lustige kleine Hündin Bebo beäugte uns zunächst knurrend, bis sie sich schließlich bereitwillig von uns streicheln liess. So konnten wir endlich wieder duschen und sogar ein eigenes Bett genießen!